Schwere Türen – Hindernisfreies Wohnen

Wir haben von LEIDI diese Anfrage erhalten:

In einem Haus mit Alterswohnungen und in einem Pflegeheim habe ich erlebt, dass gewisse Türen, zum Beispiel im Gang zur Verbindung von verschiedenen Sektoren, sich sehr schwer öffnen lassen. Für Personen mit Rollator oder Rollstuhl ein Ding der Unmöglichkeiten. Dies wurde mit dem Brandschutz begründet. Gibt es keine andere Lösung, damit die älteren Menschen nicht jedes mal Hilfe anfordern müssen, wenn sie durch diese Türen gehen möchten? Selbständigkeit ist doch ein hohes Gut, dass bewahrt werden sollte.

Wir haben dieses Problem einem Brandschutz-Experten geschildert und folgende Antwort erhalten:

„Eingangstüren“ sind normalerweise Aussentüren und haben, abgesehen von der Gewährleistung einer sicheren Flucht, im Regelfall keine brandschutztechnischen Vorgaben zu erfüllen. Das Gewicht dieser Türen hat durch gestiegene Anforderungen (freiwillige oder vorgeschriebene) an die Einbruchsicherheit, den Schallschutz, die Wärmedämmung etc., aber auch von Seiten der Architektur (z.B. aus architektonischen Gründen grössere Geschosshöhe im Erdgeschoss und überhohen Türen) zugenommen. An Aussentüren werden zur Vorbeugung möglicher Beschädigungen durch die Einflüsse von Wind in der Regel Türschliesser angebaut, welche auf Grund der grösseren Türgewichte auch „stärker“ eingestellt werden müssen. All diese Punkte und die dadurch resultierende schlechtere Begehbarkeit durch gehbehinderte Personen resultieren jedoch nicht aus „brandschutztechnischen Anforderungen“. Abhilfe können hier allenfalls elektrische Türantriebe schaffen, jedoch bergen solche an „normalen Türen“ (Drehflügeltüren) auch wieder Gefahren (z.B. Umstossen einer Person beim Öffnen). Was die beste Lösung bei einem bestehenden Eingang ist, müsste mit einem Tür-/Beschlagsspezialisten objektspezifisch geklärt werden.

An Innentüren werden teilweise Anforderungen an den Feuerwiderstand gestellt. Dies betrifft vor allem die Türen zwischen Treppenhaus und Korridoren sowie jene zwischen Korridor und Bewohnerzimmern/Wohneinheiten. Die technischen Anforderungen an diese Türen wurden vor etwas über zehn Jahren letztmals grundlegend geändert. Seither sollten sich die Türgewichte aus brandschutztechnischen Anforderungen nicht mehr gross erhöht haben. Da Brandschutztüren jedoch grundsätzlich geschlossen sein sollten, werden u.A. an Türen zwischen Treppenhaus und Korridoren Türschliesser gefordert und diese Türen dürfen nicht durch Keile etc. in offener Stellung arretiert werden. Es empfiehlt sich, diese Türen mit einer Brandfallsteuerung zu versehen, sodass diese im Normalbetrieb ständig offen sind und im Brandfall automatisch schliessen.

Gemäss unserem Wissen gibt es in Alters- und Pflegeheimen auch Personen, welche sich in ihren Zimmern eingeengt fühlen und daher mit offener Zimmertüre schlafen wollen. Dadurch werden jedoch Mitbewohner gefährdet, da bei einem Brandfall die Fluchtwege (Korridor) verraucht werden. Für solche und ähnlich gelagerte Fälle können sogenannte „Freilauf-Türschliesser“ eingebaut werden. Diese werden beim erstmaligen Öffnen der Türe „gespannt“ und die Türe kann anschliessend analog einer Türe ohne Türschliesser genutzt werden. Im Brandfall löst der Türschliesser aus und schliesst die Türe sicher.

Da Alters- und Pflegeheime mit mehr als 20 Betten auf Grund der Brandschutzvorschriften über eine Brandmeldeanlage verfügen müssen, führen die vorgängig beschriebenen Brandfallsteuerungen nicht zu grossen Mehrkosten.

Es zeigt sich, dass es sich lohnt, bei Spezialisten nachzufragen. Selbständigkeit ist mit Schiebetüren und elektrischen Türöffnern sicher eher gewährleistet, als mit schweren Glas/Metalltüren, die sich nur mit guter Koordination und nach Krafttraining öffnen lassen. Es liegt offenbar an den Bauherren, sich dafür einzusetzen. Nachrüsten ist zumindest möglich.